Städtebauliche Exkursion "Kopenhagen - Malmö - Stockholm": Programm am 27. August 2014

Tag 3 der Exkursion

Vorträge im Amt für Städtebau in Malmö

Regional Planning Strategies and Malmö Comprehensive Plan (Lars Böhme, Malmö City Planning Office)

Lars Böhme berichtete, dass die Stadt Malmö seit 23 Jahren kontinuierlich wächst, derzeit um rund 5.000 EinwohnerInnen pro Jahr. Mehr als 300.000 Menschen leben in Malmö, davon 40 % mit Migrationshintergrund, der Großteil davon aus dem nahen Dänemark. Die Stadt kooperiert in der Großregion mit Kopenhagen und der schwedischen Universitätsstadt Lund, die etwa 100.000 EinwohnerInnen hat.

Der Flächennutzungsplan ÖP2012 wurde 2014 beschlossen. Er enthält ein Umweltprogramm und eine Energiestrategie für Malmö. Junge Familien sollen in der Stadt bleiben, das sei positiv für das Stadtbild und für den Handel. Plan ist, in der Stadt wieder Straßenbahnen einzuführen. Auch davon werden positive Auswirkungen auf das Stadtbild erwartet. Nachverdichtung und eine Reorganisation der ehemals industriellen Stadt sind wichtige Themen.

In den Jahren 1965 bis 1975 wurden in Schweden, das insgesamt 7 Mio. EinwohnerInnen hat, eine Million Wohnungen gebaut. In Malmö beispielsweise die Siedlung Rosengård, die derzeit nachverdichtete und städtisch gestaltet wird, beispielsweise durch die Errichtung einer Geschäftszeile. Partizipation und Interaktion mit den BewohnerInnen sind wichtige Themen.

Traffic planning and infrastructural investments (Daniel Svanfeldt, traffic planner, Malmö City Office)

Der Vortragende berichtete, dass Gehen, Radfahren und die Nutzung des Öffentlichen Verkehrs die erste Wahl für BürgerInnen, ArbeitnehmerInnen und BesucherInnen von Malmö sein sollen. 2012 wurde mit dem "Comprehensive Plan" eine Entwicklungsstrategie erstellt.

Das Transportsystem soll als Grundlage zur Etablierung der städtischen Struktur dienen, Stadtentwicklung beispielsweise im Bereich bestehender und neu errichteter Bahnhöfe forciert werden. Obwohl die Pendlerströme und die Zahl der EinwohnerInnen steigen, erhöhen sich die Verkehrsvolumina nicht. Dies ist möglich durch die Erhöhung des Anteils des Öffentlichen Verkehrs am Modal Split.

Als Vorbereitung zur Wiedereinführung der Straßenbahn wurden Superbusse mit einer Länge von 24 m, genannt "Malmö-Expressen", eingeführt. Zudem werden Maßnahmen zur Erhöhung des Fußgänger- und Radverkehrsanteils getroffen. Zwischen Malmö und Lund ist eine Schnell-Radstrecke geplant. Als rasch umzusetzende Maßnahmen werden Kreuzungen umgestaltet, beispielsweise Vorfahrtsregeln für RadfahrerInnen verbessert.

Sustainable Urban Development (Roland Zinkernagl, Umweltreferent, Stadt Malmö)

Roland Zinkernagl berichtete von der umweltstrategischen Arbeit in der Stadt Malmö. Im Umweltreferat arbeiten etwa 150 Personen, davon sind viele in EU-Projekten tätig. EU-Projekte werden in Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen, NGOs und Privaten durchgeführt und tragen zu einem guten Austausch zwischen den Abteilungen bei. Ein Ziel des Umweltprogramms 2009-2020 ist, dass Malmö zu Schwedens klimafreundlichster Stadt wird.

Weitere Ziele lauten:

  • "Die Stadt der Zukunft ist Malmö"
  • "Naturressourcen werden nachhaltig genutzt"
  • "In Malmö ist es einfach, das Richtige zu tun"

Roland Zinkernagl berichtete von verschiedenen Stadtentwicklungs­projekten in Malmö:

  • Västra Hamnen
  • Augustenburg
  • Hyllie
  • Lindanger
  • Rosengård

Das Wachstum der Stadt soll im Stadtzentrum aufgefangen werden, wobei im Westen die wohlhabendere Bevölkerung, vor allem in Einfamilienhaussiedlungen mit Gärten, wohnt und im Osten die ärmere Bevölkerung in Siedlungen aus den 1960er Jahren. In den 80er Jahren wurde in Malmö die Werft geschlossen. Daraufhin war ein großes Umweltthema, wie es gelingen könnte, die Stadt wieder attraktiv zu machen. Am ehemaligen Werftgelände entstand die Siedlung Västra Hamnen. Für den ersten Bauteil Bo01 musste Land gewonnen und der Boden gesäubert werden. Verschiedene Architekten und Bauträger wurden tätig. Die Energie sollte zu 100 % erneuerbar sein.

Weitere wichtige Themen waren die Abfallentsorgung, Biodiversität, Transport und IT für die Umwelt. In den Bereichen IT und Medien entstanden viele kleine Unternehmen, so dass es mittlerweile dort mehr Arbeitsplätze gibt als im alten Hafen. Allein im ersten Bauteil Bo01 waren 25 verschiedene Bauherren tätig. Die Stadt hat sich mit ihnen im Rahmen eines "construction dialogue" regelmäßig getroffen und über Prioritäten, z.B. angestrebte Energieniveaus der Gebäude, diskutiert. Obwohl der Dialogprozess für die Beteiligten sehr ressourcenintensiv war, wurde er doch von allen als Gewinn empfunden. Die Stadt konnte beispielsweise höhere Energieniveaus festschreiben, für die Bauträger brachte der Austausch mit der Stadt kürzere Bauprozesse und einen Erfahrungsaustausch untereinander mit sich.

Besichtigung des Stadtentwicklungsgebiets Västra Hamnen

Am Nachmittag besichtigte die Gruppe in Begleitung von Roland Zinkernagl das Stadtentwicklungsgebiet Västra Hamnen. Dort gibt es mittlerweile drei Bauphasen, die sich deutlich voneinander unterscheiden. Wurden in Bo01 schmale Gassen zwischen den Gebäuden errichtet, die nur im Ausnahmefall befahren werden, werden mittlerweile klassische Straßen errichtet. Bemerkenswert ist die Abfallentsorgung mittels Absaugung.

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