Einfamilienhaus und verdichtete Wohnformen - eine Motivenanalyse

Die Studie konzentriert sich auf die Darstellung der Gründe für die zögerliche Realisierung flächensparender, verdichteter Wohnformen einerseits und für die dominierende Bevorzugung des freistehenden Einfamilienhauses andererseits. Sie beschränkt sich jedoch nicht auf die Deskription der entscheidenden Motive für die jeweilige Wohnoption, sondern analysiert auch die Bestimmungsfaktoren und Rahmenbedingungen, unter denen die jeweiligen Motive entstehen bzw. entstanden sind. Auf der Basis dieser Analyse werden Alternativen vorgeschlagen und hinsichtlich ihrer Effektivität und Realisierungschancen evaluiert.

Inhaltsbeschreibung

Status

abgeschlossen

Kurzfassung

Projektziele

Für sparsamen, haushälterischen Umgang mit dem nicht vermehrbaren Gut "Boden", insbesondere auch mit dem für Wohnnutzungen bebauten Land, gibt es eine Vielzahl ökologischer und volkswirtschaftlicher Argumente. Dennoch finden diese Argumente nur sehr dürftigen Niederschlag in der gesellschaftlichen Praxis. Das Forschungsprojekt ist als ein Beitrag zu verstehen, mit dem die Akzeptanz und die Attraktivität verdichteter Wohnformen in der Gesellschaft verstärkt werden sollen.

Projektinhalt

Die Studie konzentriert sich auf die Darstellung der Gründe für die zögerliche Realisierung flächensparender, verdichteter Wohnformen einerseits und für die dominierende Bevorzugung des freistehenden Einfamilienhauses andererseits. Dies bedeutet, aus einer möglichst unvoreingenommenen Position heraus die Frage nach den "Stärken" des Einfamilienhauses zu aufzuwerfen: Die dazu gehörenden Leitfragen waren auf zwei Ebenen zu stellen: Einerseits auf der Ebene der Wohnform, also des (potentiellen) Angebots; andererseits auf der Ebene der Nutzer und Interessenten, also der (potentiellen) Nachfrage.

Auf der Nachfrager- bzw. Nutzerseite konzentrierte sich die Erhebung auf die Wünsche und Vorstellungen die bei der Entscheidung für die gewählte, bzw. im Falle von Nachfragern für die gerade präferierte Wohnform, relevant (gewesen) sind. Darüber hinaus wurde eruiert, welche äußeren Faktoren zur Ausformung der jeweiligen Wunsch- bzw. Vorstellungsbilder beigetragen haben. Hierbei standen all jene Personengruppen im Mittelpunkt des Interesses, die in der Raumplanung, der Bauförderung, der Fertighausproduktion, der Werbung etc. aktiv sind.

Auf der Angebotsebene standen etwa folgende Fragen im Mittelpunkt: Was bieten verdichtete Wohnformen nicht, was das Einfamilienhaus sehr wohl bietet? Was können verdichtete Wohnformen besser als das Einfamilienhaus? Hier ging es also darum, "Leistungsunterschiede" zwischen den Wohnformen herauszuarbeiten. Die Bandbreite der in den Vergleich einbezogenen Wohnformen ist terminologisch begrenzt durch den direkten Zugang jeder Wohnung zu ebenerdigem Freiraum.

Methoden

Im Vordergrund standen Methoden der empirischen Sozialforschung, und zwar jene des qualitativen Interviews, der standardisierten Befragung, sowie eines Ansatzes aus der Delphi-Methode. Die empirischen Grundlagen der Forschungsergebnisse sind:

  • 158 ausgewertete Fragebögen; das sind 15 % aller in drei verschiedenen Siedlungstypen in Niederösterreich, Burgenland und Vorarlberg verteilten Fragebögen,
  • 20 Intensivinterviews, die - in den drei Siedlungstypen - mit Bewohnern bzw. Interessenten geführt wurden,
  • 18 Experteninterviews mit Vertreterinnen und Vertretern der Landeswohnbauförderungsämter, der Raumplanungsbehörden, der Fertighaushersteller und der Bausparkassen
  • Diskussionen beim workshop "Das eigene Heim" über vorläufige Endergebnisse.

Ergebnisse

Die kurze Darstellung der wichtigsten Ergebnisse konzentriert sich auf den Vergleich zwischen Einfamilienhausbewohnern und Bewohnern anderer Wohnformen.

  • Wohnungsspezifische Gründe für den Wohnungswechsel
    Platzmangel und Freiraummangel sind bei beiden Personengruppen die am häufigsten genannten Gründe für den Auszug. Auffallend ist nur, daß ein Fünftel der EF-Interessenten "unangenehme Nachbarn" angaben. Vielleicht macht gerade das die Vorstellung, mit Nachbarn in verdichteten Wohnformen zu leben, besonders unattraktiv.
  • In Frage kommende andere Wohnformen
    Sowohl bei den Bewohnern als auch bei den Interessenten an EF-Häusern wurden in der Phase des Wohnungswechsels kaum andere Wohnformen in Betracht gezogen: Nur 30 % der heutigen EF-Bewohner, bzw. nur knapp ein Viertel der EF-Interessenten erwogen Alternativen, wobei das Reihenhaus an erster Stelle und die Eigentumswohnung an zweiter Stelle der Alternative zum vorrangig gewünschten EF-Haus steht. Bewohner verdichteter Wohnformen waren nicht in so starkem Maße auf ihr Wohnprojekt bzw. Reihenhaus fixiert: 57 % von ihnen dachten auch an ein Einfamilienhaus.
  • Wahl des Ortes und des Grundstückes, Standortkriterien
    Die Lagequalitäten werden von allen Bewohnergruppen am häufigsten (60 %) unter den wichtigen Gründen bei der Wahl genannt. Die kostengünstige Anschaffung des Grundstückes kommt erst an zweiter Stelle - allerdings gilt dies nicht bei den Bewohnern verrdichteter Wohnformen: bei diesen spielt der Preis des Grundstücks eine ebenso wichtige Rolle wie dessen Lagequalitäten (über 70 %). Nähe zur Natur, minimaler Verkehrslärm, Lage zur Sonne und die Nähe zu Kinderbetreuungseinrichtungen und Schule sind die wichtigsten Kriterien bei beiden Bewohnergruppen.
  • Wunsch nach "eigenem"
    Etwas eigenes zu haben, ein eigenes Heim, einen eigenen Garten, ist unter den Einfamilienhausbewohnern eine deutlich häufiger genannte wichtige Begründung für ihre Entscheidung zur gewählten Wohnform, als bei Bewohnern verdichteter Wohnformen. Bei letzteren rangiert das Schaffen von adäquaten Spielmöglichkeiten für die Kinder an erster Stelle, das vom "eigenen Heim" erst an vierter der "speziellen Wünsche".
  • Informationsträger
    Beide Gruppen holten sich ihre Anregungen primär aus dem Freundeskreis; Printmedien (Bauzeitschriften) sind für (spätere) Einfamilienhausbewohner wichtiger als für (spätere) Bewohner verdichteter Wohnformen. Fertighauskataloge werden von letzteren überhaupt nicht als Informationsmaterial verwendet.

Schlußfolgerungen und Empfehlungen

  • Eine verstärkte Förderung flächensparenderer Wohnformen würde diese zweifellos attraktiver machen. Eine Koppelung der Förderungshöhe an das Ausmaß des Grundverbrauchs könnte zum anvisierten Ziel auch etwas beitragen. Hilfestellung in diese Richtung sollte die Landesplanung anbieten, etwa bei Bürgermeisterschulungen und Empfehlungen für die örtlichen Raumordnungskonzepte. Baulandverträge mit einem "sanften" Baugebot sollten häufiger als Instrument zur Attraktivierung flächensparender Wohnbebauungsformen eingesetzt werden.
  • Die architektonische Weiterentwicklung der Fertighausprodukte in Richtung flächensparender Kombinationsmöglichkeiten könnte diese auch für andere Nutzergruppen interessant machen.
  • Flächensparendere Wohnformen werden in dem Maße attraktivere Alternativen, als sie dem Wunsch nach "eigenem", der vom freistehenden Einfamilienhaus für viele erfüllt wird, besser gerecht werden; d.h. die individuelle (Um)gestaltung muß leichter möglich sein; das Rechtsinstitut "Wohnungseigentum", das die Eigentümergemeinschaft als oberste Instanz kennt, ist diesbezüglich eher hinderlich.
  • Eine stärkere Präsenz flächensparender Wohnformen in den (Werbe)Medien der Wohnbauförderung, der Bausparkassen, der Bauvereinigungen - und zwar auch als "Hintergrundbild vom Lebenstraum" - würde langfristig bewußtseinsbildend wirken.

Downloads

Einfamilienhaus und verdichtete Wohnformen - eine Motivenanalyse

Schriftenreihe 06/2002 P. Moser
Deutsch, 126 Seiten, vergriffen

Downloads zur Publikation

Bibliographische Daten

Einfamilienhaus und verdichtete Wohnformen - eine Motivenanalyse

Endbericht

Projektleitung: Peter Moser (Stadt+Regionalforschung GmbH)

Mitarbeit: Eva Stocker (Stadt+Regionalforschung GmbH)

Berichte aus Energie- und Umweltforschung 6/2002

Wien, Dezember 2001
34 Seiten und Anhang

Projektbeteiligte

Projektleiter:

DI Peter Moser
SRZ Stadt+Regionalforschung GmbH

Kontakt

DI Peter Moser
SRZ Stadt+Regionalforschung GmbH
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