Technischer Status von Wohnraumlüftungsanlagen

Evaluierung bestehender Wohnraumlüftungsanlagen in Österreich bezüglich ihrer technischen Qualität und Praxistauglichkeit. Es werden dazu 90 Wohnraumlüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung untersucht.

Inhaltsbeschreibung

Status

abgeschlossen

Kurzfassung

Ausgangspunkt der Arbeit: Eine dauerhaft gute Raumluftqualität in Wohnungen ist in der Regel nur über mechanische Wohnraumlüftungsanlagen sicherzustellen. Zusätzlich ist bei Niedrigenergiehäusern bzw. Passivhäusern zur Reduktion der Lüftungswärmeverluste der Einsatz einer Wärmerückgewinnung unerlässlich, um die angestrebten Energiekennwerte zu erreichen.

Die Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung gehört noch nicht zur Standardausrüstung im Wohnungsbau, und dementsprechend bestehen teilweise große Unsicherheit und Skepsis über die technische Qualität der Anlagen. Dies wirkt sich wiederum nachteilig auf die Kaufentscheidung und Verbreitung von Wohnraumlüftungen aus.

Ziel: Die objektive Darstellung der in Österreich eingebauten Qualität von Lüftungsanlagen stellt einen wesentlichen Punkt dieses Forschungsprojektes dar. Wichtigstes Ziel im Hinblick auf die Ziele der Programmlinie "Haus der Zukunft", ist es, positive Lösungen, Fehler und Mängel aufzuzeigen, um die Qualität zukünftiger Wohnraumlüftungsanlagen zu verbessern.

Vorgangsweise: Anhand der Untersuchung von 92 Wohnraumlüftungsanlagen in ganz Österreich wurde die Qualität der Anlagen erhoben. Der Schwerpunkt der untersuchten Anlagen lag bei reinen Zu- und Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung. Es wurden aber auch einige Anlagen mit Wärmepumpe und reine Abluftanlagen untersucht. Als Basis für eine objektive Beurteilung wurde ein Katalog von Qualitätskriterien erarbeitet und die Anlagenqualität aufgrund der Erfüllung dieser Kriterien beurteilt. Die Beurteilung ergab sich aus Gesprächen mit den Nutzern, messtechnischen Erhebungen (Luftmengen, Druckverluste, Schallpegel,..) und einer Begutachtung aller Einzelkomponenten der Anlagen.

Allg. Erläuterungen bzw. Dimensionierung von Luftmengen: Um auch Lesern, die sich noch nicht so intensiv mit dem Thema Wohnraumlüftung auseinandergesetzt haben, das Erkennen der Zusammenhänge im Wohnraumlüftungsbereich zu erleichtern wurden in einem Kapitel die wichtigsten Aspekte zum Thema Lüftung und Lüftungsanlagen zusammengefasst und wichtige wohnraumlüftungsspezifische Komponenten wie z. B. Erdwärmetauscher (EWT) bzw. Begriffe wie z. B. Konstantvolumenstromregelung (KVR) erläutert. In diesem Kapitel werden auch die wichtigsten Aspekte bei der Bestimmung der Luftmengen für Wohnraumlüftungsanlagen dargestellt.

Qualitätskriterien: Eine der wesentlichen Arbeiten für eine objektive Anlagenbeurteilung und zukünftige Qualitätssteigerung von Wohnraumlüftungsanlagen war die Erstellung eines umfassenden Kataloges von Qualitätskriterien, der laufend um die Erfahrungen der Evaluierung erweitert wurde. So wurden letztendlich 55 Qualitätsmerkmale ausgearbeitet und deren Bedeutung und Hintergründe erläutert. Sie können bei zukünftigen Anlagen als Leitfaden für die Anlagenauslegung bzw. Ausführung verwendet werden.

Auswertung der Evaluierung: Die Evaluierung wurde in die folgenden drei Bereiche unterteilt: eine Auswertung der subjektiven Wahrnehmung der Anlagenqualität der Nutzer, eine quantitative Analyse über die Anzahl der untersuchten Anlagen, die einzelne Qualitätskriterien erfüllen bzw. nicht erfüllen und eine qualitative Analyse, in der gute Lösungen bzw. einzelne Fehler und Mängel aufgezeigt werden.

Ergebnisse im groben Überblick: Die Auswertung der Fragebögen bzw. Gespräche zeigte, dass knapp 80% der untersuchten Anlagen von den Besitzern selbst als "sehr gut" bzw. "gut" eingestuft wurden, d.h. der Zufriedenheitsgrad bei Anwendern von Wohnraumlüftungsanlagen ist sehr hoch. Geräusche sind die Hauptursache für Unzufriedenheit bei Anlagennutzern. Als Resümee der technischen Evaluierung ist hervorzuheben, dass die Lüftungsgeräte selbst in den wenigsten Fällen Anlass zur Kritik geben. Die Probleme der Anlagen liegen meist in der allg. Konzeption, in unzureichenden Anlagenkomponenten und im steuerungstechnischen Bereich.

Die häufigsten Probleme bei der Anlagenkonzeption sind:

  1. Ungeprüfte Gebäudevoraussetzungen (Luftdichte)
  2. Lärmprobleme aufgrund ungenügender Dimensionierung der Rohr- bzw. Ventilquerschnitte bzw. fehlender oder ungenügender Schalldämpfer
  3. Unzureichende Luftführung in den Wohnungen
  4. Zu geringe Luftmengen (bzw. wurde diese aufgrund von Lärmbelästigungen reduziert) und mangelhafte Einregulierung
  5. Beeinflussung von Feuerstellen im Wohnraum durch die Lüftungsanlage
  6. Beeinflussung der Lüftungsanlage durch Dunstabzugshauben nach außen
  7. Überströmöffnungen werden oft sehr stiefmütterlich behandelt

Die häufigsten Fehler bei einzelnen Anlagenteilen sind:

  1. Mangelhafte Luftansaugungen mit zu hohem Druckverlust
  2. Fehlender Kondensatablauf beim Erdwärmetauscher bzw. Lüftungsgerät
  3. Keine feuchtebeständige Dämmung der kalten Rohre (Frischluft und Fortluft) bzw. keine Dämmung der warmen Rohre (Zuluft und Abluft) im Keller
  4. Zu geringe Filterqualität und schlechte Wartung der Filter
  5. Anlagen ohne Konstantvolumenstromregelung sind fast nie ausbalanciert (aber auch KV-geregelte haben diesbezüglich teilweise Probleme)
  6. Keine Anzeige für Filterwechsel im Wohnraum
  7. Fehlende bzw. ungenügende Schalldämpfer (Geräteschalldämpfer und Telefonieschalldämpfer)
  8. Ungenügende Rohrquerschnitte (zu hohe Luftgeschwindigkeiten)
  9. Ungeeignetes Verrohrungsmaterial (flexible Schläuche)
  10. Falsche bzw. zu kleine Ventile (z. B. reine Abluftventile für die Zuluft)

Einen weiteren Problempunkt stellen die nicht ausgenützten bzw. teilweise falsch eingestellten regelungstechnischen Parameter dar. Hier herrscht teilweise auch Unsicherheit, welcher (individuelle) Wert wie eingestellt werden sollte.

  • Temperatur für die Umgehung des Erdwärmetauschers?
  • Temperatur für die Umgehung des Gerätewärmetauschers?
  • Welche Lüftungsstufe zu welcher Tageszeit?

Fazit: Wohnraumlüftungsanlagen sollten aus vielen Aspekten zur Selbstverständlichkeit bei Neubauten und umfassenden Sanierungen werden. Die notwendigen Einzelkomponenten für eine qualitativ hochwertige Lüftungsanlage sind vorhanden. Es fehlt aufgrund der relativ neuen Thematik derzeit vor allem an der entsprechenden Ausbildung und Erfahrung des planenden und ausführenden Gewerbes. Wir hoffen, mit diesem Forschungsbericht einen kleinen Baustein für noch mehr und bessere Wohnraumlüftungsanlagen geliefert zu haben und würden uns über Rückmeldungen freuen.

Downloads

Technischer Status von Wohnraumlüftungen

Schriftenreihe 16/2004 A. Greml
Deutsch, 298 Seiten, vergriffen

Downloads zur Publikation

Projektbeteiligte

Projektleiter

DI Andreas Greml, FHS-KufsteinTirol

Projektteam

  • DI Ernst Blümel, AEE INTEC
  • Ing. Wolfgang Leitzinger, arsenal research
  • DI Roland Kapferer, ENERGIE TIROL

Partner

  • ENERGIE TIROL
  • AEE INTEC (Institut für Nachhaltige Technologien)
    AEE GmbH , Technisches Büro für Energie- und Umwelttechnik
  • Österreichisches Forschungs- und Prüfzentrum Arsenal Ges.m.b.H.

Kontakt

Dipl.-Ing. Andreas Greml
FHS-KufsteinTirol
Andreas Hofer Str. 7
A-6330 Kufstein
Tel.: +43 5372 71819 - 125
Fax: +43 5372 71819 - 104
E-Mail: andreas.greml@andreasgreml.at
Web: www.komfortlüftung.at