Entwurfswettbewerb für verdichtete Bauweise bei Fertighäusern

Ein Wettbewerb für die Herstellung von Fertighäusern in verdichteter Bebauung lieferte unterschiedliche Entwürfe und Vorschläge für dessen technische Realisierung. Die Ergebnisse wurden prämiert und publiziert, um die Motivation für den Markteinstieg in diesem Bereich zu erhöhen.

Kurzbeschreibung

Status

abgeschlossen

Kurzfassung

Bauen und Wohnen ist zweifelsohne einer der Schlüsselbereiche für nachhaltige Entwicklung. Der größte Anteil am Gesamtenergieverbrauch wird heute sprichwörtlich in Gebäuden verheizt und im Verkehr verfahren.

Aus der untenstehenden Grafik sieht man deutlich die Hauptverursacher von Treibhausgasen.

Häuser mit schlechtem Verhältnis von Außenfläche zu Volumen (A/V) also z.B. freistehende Einfamilienhäuser verbrauchen zum einen bei gleicher Dämmung mehr Heizenergie als dichtere Bauformen (z.B. Reihenhäuser oder mehrgeschossige Wohnbauten), zum anderen verursachen sie durch geringere Dichte eine sehr weitläufige Siedlungsstruktur, die ihrerseits wieder lange Verkehrswege verursacht und dadurch einen hohen Energieeinsatz fordern. Nur durch frühzeitige und zukunftsweisende Planungsstrategien lassen sich neue Wege zu einer besseren Lebensqualität mit weniger Energieverbrauch verwirklichen.

Bauen und Wohnen ist zentraler Bestandteil jeder Kultur, eingebettet in das komplexe Geflecht aus ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte unserer Gesellschaft. Das Einfamilienhaus existiert in den Köpfen der Menschen als Wohnideal. Die Verwirklichung scheitert aber zunehmend an der mangelnden Flexibilität dieser Wohnform (vgl. Endbericht Haus der Zukunft Nr. 17/2002). Der verdichtete bzw. gekoppelte Wohnbau hat bekanntlich eine enorme Verringerung der Umweltauswirkungen zur Folge. Bessere Wohnqualität und Behaglichkeit durch ökologische Bau- und Wohnformen stehen geringerem Flächenverbrauch gegenüber.

Vor diesem Hintergrund wurde der „Entwurfswettbewerb für verdichtete Bauweise bei Fertighäusern“ initiiert und durchgeführt.

Inhalt

Der Verbrauch an Baufläche steigt stetig an und es ist Zeit diesem Trend endlich entgegenzuwirken. Einen großen Anteil nimmt der Bodenverbrauch durch freistehende Einfamilienhäuser ein. Die freistehende (offene) Bebauung ist aber damit nicht nur aus ökologischen Gründen negativ zu werten, sondern auch aus ökonomischen Gründen (große Anteile an Strassen- und Leitungslängen). Schließlich trägt die offene Bebauung zum Landschaftsbild der Zersiedlung bei und ist daher auch aus ästhetischen Gründen negativ zu werten.

Trotzdem ist die Nachfrage nach freistehenden Häusern und/oder breiten Baugrundstücken groß, weshalb die Gemeinden im Allgemeinen mehr Flächen für offene als für verdichtete Bebauung oder Reihenhausbebauung widmen.

Die Fertighausindustrie antwortet auf die Nachfrage mit Haustypen, und zwar vorwiegend – oder ausschließlich – für freistehende Häuser.

Deshalb wurde im Rahmen der Programmlinie "Haus der Zukunft" ein Entwurfswettbewerb zum verdichteten Fertighausbauausgeschrieben, welcher unterschiedliche Entwürfe für die technische Realisierung liefert. Weiters sollen die Fertighaushersteller motiviert werden, Haustypen für verdichtete Bebauungen zu entwerfen, die in Ihr Angebot aufgenommen werden können. Die Ergebnisse wurden prämiert und von einer hochkarätigen Jury bewertet, um die Motivation für den Markteinstieg in diesem Bereich zu erhöhen.

Teilnahmeberechtigt waren ausschließlich die Erzeuger von Fertigteilhäusern. Die teilnehmenden Fertighausfirmen wurden jedoch ermuntert für den Entwurf ihrer Projekte Architekten und andere Fachleute zu beschäftigen, sofern sie im eigenen Firmenbereich nicht über solche Mitarbeiter verfügen.

Auslober des Wettbewerbs war der "Sonnenplatz Großschönau", wo im Rahmen des Ausstellungsgebietes "Probewohnen" auch Platz für die Errichtung von Prototypen in verdichteter Bebauung vorhanden wäre. Ferner haben 14 Fertighausfirmen Unterstützungserklärungen unterschrieben und somit großes Interesse an diesem Wettbewerb bekundet.

Während der Entwurfsbearbeitung erhielten die Teilnehmer in einem Hearing und/oder durch schriftliche Anfragen die Möglichkeit, zusätzliche Auskünfte über die Wettbewerbsaufgabe und über die formalen Wettbewerbsbedingungen zu erhalten.

An der Jury nahmen neben einer Vertretung des Auslobers bekannte Fachleute (Architektur, Bauphysik etc.) als Juroren und Vertreter anderer interessierter Organisationen als Berater teil.

Die Vorschriften für die Darstellung der Projekte sollten verhindern, dass die funktionellen und konstruktiven Inhalte durch aufwändige Darstellungen der äußeren Gestalt übertönt werden (die gestalterische Qualität kann auch mit einfachen Darstellungen ausreichend abgebildet werden). Die abgegebenen Projekte wurden zunächst einer Vorprüfung auf Vollständigkeit und Einhaltung der formalen Bedingungen unterzogen. Außerdem legte der Vorprüfer der Jury einen vergleichenden Bericht über die eingelangten Entwürfe als erste Beurteilungsunterlage vor. Als Richtschnur für die Beurteilung der eingereichten Projekte wurde ein Punktesystem entwickelt. Die endgültige Reihung der Projekte erfolgte aber in offener Abstimmung der Juroren. Auf Basis dieser Bewertung erhielten die erfolgreichsten Projekte ein Preisgeld.

Als Ergebnis der Öffentlichkeitsarbeit erwartet sich der Auslober ein erweitertes Problembewusstsein und die Akzeptanz von Haustypen in verdichteter Bebauungsweise, vor allem bei Herstellern, Bauinteressenten und Kommunalpolitikern.

Die direkten Nutzer der Wettbewerbsergebnissewerden Fertighaushersteller sein, die ihren Kunden ein erweitertes Angebot vorlegen können. Auch können weitere am Entwurf beteiligte Architekten und sonstige Baufachleute ihre Referenzen - und vielleicht auch ihren Auftragsstand - vermehren. Die Gemeinden sollen das Angebot von Wohnbauland in verdichteter Bebauung vermehren können und damit auch die Kosten ihrer Infrastruktur nachhaltig vermindern.

Beabsichtigte Ziele

Grundsätzlich wollten wir mit dem vorliegenden Forschungsprojekt erreichen, dass die verdichtete Bauweise thematisiert und aufgegriffen wird. Dafür fehlten aber bislang Beispiele vor allem im Bereich der Fertighausfirmen. Das heißt, sollten sich Gemeinden, Wohnbauträger, Siedlungsgenossenschaften, etc. tatsächliche für diese Wohnformen interessieren, hat der Markt kein konkretes Angebot.

Gleichzeitig wollten wir noch einen Schritt weiter gehen und diese verdichtete Form der Bebauung in Passivhausqualität anbieten. Damit würde, Hand in Hand gehend, ein Großteil der Fertighausproduzenten, sich für diese Thematik interessieren und eventuell auch im Einfamilienhaus-Bereich diese innovative Technologie anbieten. Ein verschwindend kleiner Teil hat erst das enorme Potential erkannt.

Mit der Durchführung des Wettbewerbes für den verdichteten Fertighausbau zielten wir auf eine systemübergreifende Lösung zur Erhöhung der Energieeffizienz, zur besseren Nutzung der erneuerbaren Energieträger und auf eine flächensparende Bebauungsform ab.

Ziel war es, diese Möglichkeiten (Realisierungsvorschläge für ökologischen, energieeffizienten und verdichteten Wohnbau) in intelligente Konzeptezu vereinen, um deren Nutzen entsprechend umzusetzen und um damit in weiterer Folge einen Impuls für die Wirtschaft zu setzen. Die Summe dieser Tatsachen war für uns Anreiz und Motivation genug, mit dem vorliegenden Wettbewerb, Weichenstellungen zu setzen.

Methode der Bearbeitung

In Zusammenarbeit mit den Werkvertragspartnern wurden die Vorarbeiten und die grundlegende Organisation besprochen.

Um den Wettbewerb optimal durchführen zu können, wurde eine Ausschreibungsunterlage erstellt mit genauer Definition der Aufgabenstellung, der Verfahrensregeln, -bedingungen, Terminen und Entgelte.

Das Verfahren wurde in einem einstufigen, offenen, anonymen Wettbewerb im Sinne des Bundesvergabegesetzes durchgeführt. Es richtete sich ausschließlich an Produzenten und ist daher kein Architektenwettbewerb. Es wurde jedoch nicht ausgeschlossen, dass sich Architekten, Planer, Bauphysiker, etc. in einem Konsortium beteiligen.

Bei den Verfahrensregeln galt für den Auslober und für die Teilnehmer sinngemäß die Wettbewerbsordnung für Architekten, soweit es in der Ausschreibung nicht anders formuliert und bestimmt war.

Die Methodik folgte der Routine bei der Durchführung von Architektenwettbewerben, wobei ein besonders Gewicht auf der Entwicklung und Beobachtung von Beurteilungskriterien gelegt wurde. Damit wurde vermieden, dass eine Beurteilung aufgrund von Äußerlichkeiten der Darstellung (z.B. einer Visualisierung, Modelle, etc.) erfolgt und nicht aufgrund nachvollziehbaren, die Aufgabe hinreichend beschreibenden Kriterien.

Neben den Kriterien der Energieeffizienz (Berechnung nach PHPP) waren auch jene der Ökologie und Wohngesundheit von großer Bedeutung. Als wichtige Ergänzung war auch der Kriterienkatalog klima:aktiv Passivhaus eine wichtige Grundlage.

Die in die Beurteilung einfließenden Planungskriterien wurden in der Ausschreibungsunterlage genau definiert. Dadurch wurde ein einheitliches Instrument zur Messung von hoher Wohnqualität bei geringem Energieeinsatz geschaffen und diente gleichzeitig als eine der Grundlagen.

In der Bearbeitungsphase war es erforderlich, dass der Auslober des Wettbewerbes und die Partner den teilnehmenden Unternehmen beratend zur Seite standen um auf die Aufgabenstellung und die Vorhabensbeschreibung einzugehen.

In einer Vorprüfung wurden zuerst die formalen Bedingungen der einzelnen Arbeiten überprüft und in einem weiteren Schritt wurde die Erfüllung der Aufgabe geprüft. Unvollständige Einreichungen wurden dem Beurteilungsgremium mit einer Mängelliste vorgelegt. Alle eingereichten Projekte wurden dem Beurteilungsgremium, einer hochkarätigen Juryrunde vorgelegt. Es erfolgte ein allgemeiner Austausch aller Preisrichter hinsichtlich der inhaltlichen Beschreibung und anschließend erfolgt die Prämierung der Arbeiten.

Publikationen

Entwurfswettbewerb für verdichtete Bebauungsweise bei Fertighäusern

Schriftenreihe 27/2011 J. Bruckner, B. Frantes, M. Zizka, Herausgeber: BMVIT
Deutsch, 68 Seiten

Downloads zur Publikation

Projektbeteiligte

Projektleiter

Hr. Martin Zizka
Sonnenplatz Großschönau GmbH

Projekt- und Kooperationspartner

  • Architekt ZT - Hr. Prof. Mag. arch. Hugo Potyka
  • bau.energie.umwelt cluster Niederösterreich - Hr. DI Erwin Schwarzmüller
  • Österreichischer Fertighausverband - Hr. Mag. Christian Murhammer

Kontaktadresse

Martin Zizka
Sonnenplatz Großschönau GmbH
Harmannsteinerstraße 120
A-3922 Großschönau
Tel.: +43 (2815) 77270
Fax: +43 (2815) 77270-40
E-Mail: office@sonnenplatz.at
Homepage: www.probewohnen.at