Transferprojekt: Professioneller Strohbau konkret - "Virtuelle Baustelle", Ausstellung und Schulungsunterlagen

Strohballenbau-Workshops gelten als bestes Vermittlungsinstrument für diese ökologische Bauweise. Die "virtuelle Baustelle" weist dabei einige entscheidende Vorteile gegenüber der gängigen Praxis auf: Sie ist witterungsunabhängig, erlaubt die theoretische und praktische Beschäftigung mit unterschiedlichen Strohbautechniken und kann als ständige Einrichtung auch als Ausstellung genützt werden.

Kurzbeschreibung

Status

abgeschlossen

Kurzfassung

Ausgangssituation/Motivation

Das asbn austrian strawbale network (Österreichisches Netzwerk für Strohballenbau), ein eingetragener Verein, und seine Proponenten (Herbert Gruber, Mag. Helmuth Santler) informieren seit rund 10 Jahren über verschiedene Techniken des Strohballenbaus (lasttragende Systeme, infill-Holzständersysteme, Strohballen in der Sanierung und im Ausbau, vorgesetzte Strohballenebenen als „Vollwärmeschutz“,...) auf der Netzwerk-Website, in Bauberatungen, Studien, auf Strohballenbau-Treffen, Schulungen, Messen und nicht zuletzt über das Buch „Neues Bauen mit Stroh“, das 2008 in der dritten, vollständig überarbeiteten und aktualisierten Auflage erschienen ist.

Im Zuge des vorliegenden Projektes sollte diese Informations- und Vermittlungsarbeit auf eine neue, übergreifende theoretische Grundlage gestellt und auf ein bislang unerreichtes Niveau gebracht werden.

Inhalte und Zielsetzungen

Errichtung der virtuellen Baustelle zur Schaffung eines permanenten, witterungsunabhängigen Lehr- und Ausbildungsplatzes für Strohbau;

Erstellung von Workshopunterlagen mit direktem Bezug auf die Techniken übergreifenden praktischen Inhalte sowie in der Theorie um wesentliche, bisher nicht oder zu wenig behandelte Themen erweitert (Bauphysik, baubiologische Grundlagen, Konstruktionsvergleiche in der Theorie, Materialbeschaffung).

Durchführung von Workshops für SelbstbauerInnen respektive für ProfessionistInnen.

Methodische Vorgehensweise

  • Konzeption der virtuellen Baustelle
  • Errichtung der virtuellen Baustelle
  • Konzeption der Inhalte der Workshops für SelbstbauerInnen
  • Konzeption der Inhalte der Workshops für ProfessionistInnen
  • Organisation der Workshops (Terminisierung, Publizierung, Einladung der Vortragenden, Organisation der Besichtigungen, Administration)
  • Erstellung der Workshop-Unterlagen (PPP)
  • Durchführung der Workshops
  • Gegebenenfalls Dokumentation bleibender Workshop-Resultate
  • Laufende Optimierung der Unterlagen
  • Laufende Adaption der virtuellen Baustelle an den jeweiligen Stand der Technik

Ergebnisse und Schlussfolgerungen

Wie erwartet erfüllten die Strohbau-Workshops ein dringendes Bedürfnis; sämtliche Selbstbau-Workshops waren binnen kürzester Zeit nach Ausschreibung ausgebucht. Schlecht funktioniert (nicht ausgebucht) haben lediglich die ProfessionistInnen-Workshops im ersten Jahr, weshalb im zweiten Jahr auf die Trennung der Workshops nach Zielgruppen verzichtet wurde. Die Qualität der Workshops konnte gegenüber vergleichbaren Angeboten sowohl in praktischer als auch in theoretischer Hinsicht (Präsentationsmaterialen, Workshop-Unterlagen) gesteigert werden. Der Umstand, dass fest planbare Workshops im Monatsrhythmus angeboten wurden, stellte für sich genommen bereits eine deutliche Verbesserung dar, die nur deshalb erzielt werden konnte, weil die Bindung an ein konkretes, individuelles Bauprojekt, wie sonst bei Strohbau-Workshops üblich, nicht gegeben war: diese Workshops waren eigens angebotene Veranstaltungen. Dies ermöglichte auch den neutralen, direkten Vergleich unterschiedlicher Strohbau-Techniken.

Die virtuelle Baustelle bewährte sich nach Plan und fungiert wie vorgesehen abseits der eigentlichen Workshopzeiten als Ausstellung. Das permanente Anschauungsmaterial verbessert nun auch die Qualität der asbn-Beratungstätigkeit. Weitere Ergebnisse sind: Senken des Preisniveaus von strohballengedämmten Wänden (und Gebäuden) durch Minimierung der Arbeitszeiten im Wege zunehmender Professionalisierung, Ausbildung von Multiplikatoren und damit Dynamisierung des Marktes sowie eine allgemeine Belebung des Strohbaugeschehens durch die Abstimmungen mit den in Österreich wichtigsten Interessenvertretungen dieser Bauweise.

Schlussfolgerungen: Der Erfolg des Projektes hat dazu geführt, dass die Dynamik im Strohballenbau und damit der weitere Bedarf an Workshops sowie fundiertem theoretischem Material größer denn je sind. Der eingeschlagene Weg – Professionalisierung, verstärkte Einbindung der SelbstbauerInnen, qualitative und quantitative Aufbesserung des Workshop-Angebots, Verstärkung der Netzwerktätigkeit – hat sich in allen Punkten als richtig erwiesen. Entsprechende Ressourcen vorausgesetzt, könnte die entstandene Dynamik genutzt werden, um den Weg weiter zu beschreiten und dem Strohbau zu weiterhin wachsender Breitenwirkung zu verhelfen.

Ausblick

Das asbn hat seine Position als europaweit bedeutendes Netzwerk in Sachen Strohballenbau unterstrichen und konnte der Entwicklung dieser Bauweise einen weiteren, kräftigen Impuls geben. Mit der gewachsenen Dynamik ist der weitere Bedarf an Workshops eher noch größer geworden und wird bis auf Weiteres auch gedeckt werden.

Nachholbedarf gibt es in erster Linie beim Wissenstransfer Wissenschaft → SelbstbauerInnen und ProfessionistInnen und in der allgemeinen Öffentlichkeitsarbeit. Weit gediehen sind die Dokumentation und Aufbereitung der Informationen, jedoch fehlt es hier an einer aktuellen, umfassenden und vermittelnden Darstellung, die anders als die Workshop-Unterlagen für sich allein stehen kann.

Offene baurechtliche Fragen gibt es im Zusammenhang mit den Eigenleistungen zu klären.

Was die über den Strohbau hinausgehende Situation aller nachhaltigen Bauformen in Österreich betrifft, könnten und sollten die Anstrengungen insgesamt noch deutlich gesteigert werden. In Deutschland wird bereits ein großes Nawaro-Zentrum für die Vermittlung von Workshops mit angeschlossenen Ausstellungs- und Seminarräumen sowie baubiologischen Läden errichtet. Da die Schaffung eines Demonstrationsprojekts im Zuge der Durchführung der asbn-Selbstbau-Workshops ohnedies wünschenswert ist, könnte dieses Vorhaben in ein weiterführendes Konzept eingebunden werden, nach dessen Umsetzung auch hierzulande ein Nawaro-Zentrum vorhanden sein und Österreich sich ein Stück hin zu seiner einstigen Vorreiterrolle als Umwelt-Musterland bewegt haben wird.

Publikationen

Strohbau konkret Virtuelle Baustelle, Ausstellung und Schulungsunterlagen

Schriftenreihe 53/2012 H. Gruber, H. Santler, Herausgeber: BMVIT
Deutsch, 81 Seiten

Downloads zur Publikation

Projektbeteiligte

Projektleiter

Herbert Gruber
asbn - austrian strawbale network (Österreichisches Netzwerk für Strohballenbau)

ProjektmitarbeiterInnen & Vortragende

Kontaktadresse

asbn - austrian strawbale network (Österreichisches Netzwerk für Strohballenbau)
Herbert Gruber
Baierdorf 6
3720 Ravelsbac
Tel.: +43 (2958) 83640
E-Mail: asbn@baubiologie.at
Web: www.baubiologie.at